VAS – Verein Arbeitsgruppe Strasshof

Ein Hering für zwei Zigaretten

BuchcoverHelena Schvarcz-Horovitz, Ein Hering für zwei Zigaretten. Erinnerungen einer Holocaust-Überlebenden an die Deportation der ungarischen Juden nach Strasshof, an die Arbeitslager in Wien und die Todesmärsche durch Österreich (Konstanz 2006).

Das Buch ist verfasst in der einfachen Sprache einer Frau, die mit viel seelischer Kraft, Überlebenswillen und Vertrauen in Gott gemeinsam mit ihren Kindern den Holocaust überlebte. Durch all diese grauenhaften Erfahrungen hindurch verlor sie nicht ihren Lebensmut, sondern fand kurz vor ihrem Tod noch die Kraft für sich, ihre Familie und die Welt noch einmal Zeugnis abzulegen, von dem was Menschen bereit sind Menschen anzutun.

 In einfacher und zugleich berührender Sprache erzählt die Autorin, eine Jüdin aus Ungarn, die Geschichte ihres Überlebens während des Zweiten Weltkriegs. Von ihrem Ehemann getrennt, verschleppte man die damals 39-jährige Helena Schvarcz-Horovitz nach der deutschen Besetzung Ungarns im Sommer 1944 gemeinsam mit ihren fünf Kindern, der Älteste 14 Jahre, die Jüngste erst 3 Jahre alt, aus dem Dorf Balmazùjvâros nahe der Grenze zu Siebenbürgen. Ihnen blieb das Schicksal erspart, nach Auschwitz deportiert zu werden. Ein Sammeltransport brachte sie nach Österreich. Beinahe  eine Woche lang war die Familie gemeinsam mit 90 anderen Menschen in einem Waggon unterwegs, der für den Transport von sechs Pferden zugelassen war.  Als die Waggons im Durchgangslager Strasshof wieder geöffnet wurden, waren bereits einige der Deportierten an den Transportbedingungen zugrundegegangen. Zuvor hatten sie ungarischen und deutschen Wachmannschaften ihres kompletten Vermögens und ihrer Wertsachen beraubt. Ihren Ehering hatte Helena Schvarcz-Horovitz lieber aus dem Waggon geworfen, als ihn den Deutschen zu übergeben. Ein zufällig gefundener Vorrat von Zigaretten, der in einem Misthaufen versteckt war, sollte für sie überlebenswichtig werden. Mit ihnen konnte sie Nahrungsmittel eintauschen, um sich und ihre Kinder zu ernähren, denn die Versorgung war mehr als mangelhaft. In Strasshof erfasste sie das Arbeitsamt als Zwangsarbeiterin und gemeinsam mit ihren Kindern hatte sie in Wien auf Baustellen zu arbeiten. Auch dort war ihr Überleben oft dem puren Zufall zu verdanken.

Zu Kriegsende wurde sie mit ihren Kindern erneut nach Strasshof gebracht. Der Zug für die Deportation nach dem KZ Theresienstadt stand schon bereit. Ein alliierter Bombenangriff auf den Bahnhof, den sie eingeschlossen in einem Waggon überlebte, verhinderte den Abtransport. So befreite die Roten Armee sie im Durchgangslager Strasshof am 10. April 1945.

 Nur mit einer Schubkarre ausgerüstet machte sie sich darauf mit ihren fünf Kindern zu Fuß auf den wochenlangen Weg nach Hause, wo sie ihren Ehemann wiederfand, der zu den wenigen Überlebenden ihrer Großfamilie zählte. Der Versuch in Ungarn wieder eine Heimat zu finden scheiterte und im Zuge der Ungarischen Revolution 1956 folgte sie ihren Kindern nach Österreich, um in der Folge nach Israel zu migrieren.

 (BB)