Das Durchgangslager Strasshof befand sich nicht – wie oft angenommen – direkt neben dem 2011 errichteten Erinnerungsmal (siehe Wegbeschreibung) sondern ca. 200 Meter weiter westlich, wo sich die Helmahofstraße nach Norden wendet.
Durch die Vernichtung eines Großteils der Unterlagen ist zur Baugeschichte des Durchgangslagers nur wenig bekannt. Zur Struktur und Funktionsweise des Lagers sind durch den 1944 erschienen Aufsatzes von Franz Puntigam, (Die Durchgangslager der Arbeitseinsatzverwaltung als Einrichtungen der Gesundheitsvorsorge, erschienen in der Zeitschrift „Der Gesundheits-Ingenieur“) mehr Informationen vorhanden. Download des Artikels hier.
So schrieb Puntigam über die Suche nach dem richtigen Standort:
In Strasshof wurde dazu der Platz westlich des damaligen Geländes der Baufirma Universale gewählt. Das heute noch existierende Anschlussgleis der Universale diente als Ausstiegsort. Die heutige Helmahofstraße war nach der Kurve Richtung Norden die mittlere Lagerstraße, die auch auf den Luftbildern gut sichtbar ist. Dort wo sich heute die Zufahrt der Firma Gänger befindet, war ungefähr des Lagertor für die ankommenden Deportierten gelegen.
Der östliche Teil des Lagers ist heute überbaut. Auf dem Teil des Eingangsbereichs befinden sich die Betriebsgelände der Firmen Gänger und Steiner. Dahinter erstreckt sich ein kurzes Waldgebiet, auf dem sich früher die Krankenbaracken befunden haben. In nördliche Richtung dehnte sich das Lager bis zum Ende der Helmahofstraße aus, die dort als Feldweg einen Kurve Richtung Westen macht. Das südlich gelegene heute landwirtschaftlich genutzte Feld gehörte ebenso dazu wie die zwischen dem Feld und dem Bahndamm gelegene Wiese.
Bauliche Spuren sind nur mehr wenige erhalten. Die beiden nördlich gelegenen Luftschutzanlagen wurden um die Jahrtausendwende beseitigt. Der noch gut erhaltene Treppenabgang zu der Luftschutzanlage für das Verwaltungspersonal wurde 2011 nach dem steigenden öffentlichen Interesse an unserer Arbeit zugeschüttet. Daneben befinden sich noch einige Betonreste im Gelände verteilt.
Nicht zu verwechseln ist das Lager mit dem noch heute existierenden Gelände der ehemalige Universale Bau. Die Geschichte dieses Grundstücks reicht bis ins Jahr 1916 zurück, als die Firma Redlich und Berger ihre Reparaturwerkstätten und Materiallager nach Strasshof verlegte. (siehe Josef Neidhart (1989), Strasshofer Heimatbuch, S. 110.) Im Jahr 1932 ging diese Firma in den Besitz der Universale Bau AG über. Die heute noch mit Stacheldraht gekrönte Mauer, die sich direkt gegenüber dem Erinnerungsmal befindet, wurde vermutlich in den 30er oder 40er Jahren errichtet. Die Universale Bau selbst war an zahlreichen Projekten der NS-Zwangsarbeit beteiligt. Das Strasshofer Gelände diente unter anderem als Bauhof für den Ausbau des Flugplatzes Deutsch-Wagram während des Krieges. Mit dem Durchgangslager an sich hat die Mauer des Geländes aber nichts zu tun.
Zum Abschluss soll noch diese Überblendung der alten Luftaufnahme mit der zeitgenössischen Karte die Lage des Durchgangslagers verdeutlichen.